Elyas Bozan, Managing Director von Morgan Philips Deutschland, sprach mit Dr. Mehdi Al-Radhi, der über 25 Jahre Erfahrung mit Operational Excellence, großen Transformationsprogrammen und Führung in der Industrie hat.
EB: Vor welchen besonderen Herausforderungen steht die Industrie heute?
MA: Die digitale Transformation ist weiter voran zu treiben. Ebenso die Transformation zum nachhaltigen Unternehmen unter der besonderen Berücksichtigung von Energieeffizienz. Diese muss vollständig umgesetzt werden. Parallel sind resiliente Lieferketten sicher zu stellen. Die ökonomischen Rahmenbedingungen diesbezüglich sind derzeit nicht gerade einfach.
EB: Was bedeutet das für die Unternehmen?
MA: Für die meisten Unternehmen bedeutet dies, dass sie alle zur Verfügung stehenden Ressourcen nutzen müssen, um die Transformation voran zu treiben, also sie müssen Wachstum mit geringem Ressourceneinsatz realisieren.
Dies geht nur, wenn wirklich alle Effizienzpotentiale im Unternehmen genutzt werden. Die sogenannten „low hanging fruits“ sind in den meisten Unternehmen bereits gepflückt. Diese Prozesse sind sowohl strategisch, also im Zusammenspiel, wie auch einzeln und detailliert zu betrachten. Unnötige Prozesse sind zu eliminieren, notwendige Prozesse zu optimieren und darauf aufbauend zu digitalisieren.
EB: Was brauchen die Unternehmen dafür?
MA: Zum einen brauchen die Unternehmen Experten, die fundierte Erfahrungen in ganzheitlichen Transformationsprogrammen haben und wissen, wie Effizienzsteigerungen auf höchstem Niveau erreicht werden können. Diese Experten sollten die gesamte Bandbreite von der strategischen und konzeptionellen Erfahrung, den Aspekten des Change Management bis hin zur Prozessoptimierung im Detail beherrschen.
Auf der anderen Seite brauchen die Unternehmen Top-Führungskräfte, die strategisch und zielorientiert lenken und auch im Team arbeiten wollen und können, nämlich bereichsübergreifend, vernetzt, systemisch denkend. Sie müssen Mitarbeiter über den Purpose führen und eine eindeutige Vorbildfunktion verkörpern.
EB: Worauf müssen die Unternehmen bei einer solchen Transformation achten?
MA: Wie bei jeder erfolgreichen Transformation wird mit den strategischen Zielen und diesen entsprechend der Strategie gestartet. Neben Aspekten wie Marktentwicklungen, Marktposition oder Stärken und Schwächen sind speziell die Aspekte Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Prozesseffizienz und Digitalisierung sowie resiliente Lieferketten zu betrachten. Dazu ist unbedingt auf das Zusammenspiel der Aspekte zu achten.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Transformation ist ein ganzheitliches Transformationsprogramm. Das bedeutet, es sollte keine parallelen Programme oder weiteren Veränderungsprojekte geben. Nur so können die notwendigen Ressourcen konzentriert und optimal genutzt werden.
Die Aufgaben der Linienorganisation, von der Unternehmensleitung bis hin zur operativen Führungsebene, sowie die Aufgaben der Transformationsexperten müssen klar definiert werden. Das Bewusstsein jeder einzelnen Rolle muss vorhanden sein und die damit verbundene Verantwortung muss angenommen werden.
Darüber hinaus ist es äußert wichtig, dass in regelmäßigen Abständen, z.B. halbjährig, der Status Quo des Transformationsprozesses überprüft und gegebenenfalls an eine neue Situation adaptiert wird. Dies bedeutet nicht, dass die Zielrichtung oder Strategie gewechselt wird.
Es bedeutet, flexibel zu sein, um intelligent auf veränderte Parameter zu reagieren, aber die Zielrichtung und das Gesamtprogramm weiter zu verfolgen. Eine Transformation ist keine „Kurzstrecke“, sondern ein „Marathon“; sie erfordert Ausdauer, kontinuierlichen Einsatz und einen guten Läufer.
