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Daniel Joseph und Lothar Wieske sprechen über den Wandel in der IT

Daniel Joseph und Lothar Wieske sprechen über den Wandel in der IT

Practice Lead Germany Daniel Joseph spricht mit Senior IT Architect Lothar Wieske.

Herr Wieske, sie haben nach mehr als drei Jahrzehnten in der IT-Branche und den letzten Stationen im Umfeld Digitalisierung einen beeindrucken Lebenslauf mit namhaften Arbeitgebern und vielfältigsten Themen in Ihren Projekten. Reizt Sie die Abwechslung?

Hr Wieske: ​Herr Joseph, ich denke schon. Und mit einer gesunden Neugier ist man in der IT schon gut aufgehoben. Aber ich sehe auch, dass es zur Befriedigung der Neugier nicht unbedingt anderer Arbeitgeber oder Projekte bedarf. Vielmehr ist es doch so, dass sich Themen erst im Sich-Darauf-Einlassen tiefer und ganzheitlicher erschließen. Dabei merkt man dann auch schnell, dass das einfache Abspulen des Lehrbuchs oder der Einsatz einer Blaupause wenig bringen. Da wo Konzepte schlüssiger zu entwickeln sind, wo Sichtweisen ganzheitlicher integriert werden müssen, genau da findet Lernen statt – miteinander, voneinander und füreinander. Und in genau diesem fortwährenden Lernen liegt für mich die Abwechslung nicht im einfachen Wechsel von Arbeitgebern oder Projekten an sich. Und Lernen erfordert auch Eifer und einen langen Atem. Und dieser lange Atem bedingt schon, dass man Themen nicht ständig aufgibt und andere annimmt. Dieser große Bogen hat sich für mich halt einige Male dadurch ergeben, dass ich mir meine thematische Kontinuität nur dadurch bewahren konnte, dass ich gewechselt habe.

Mit dem Abitur an einem altsprachlichen humanistischen Gymnasium und einem Studium der Informatik mit Medizin haben Sie sicher wichtige Impulse für Ihren beruflichen Weg erfahren. Wie bewerten Sie Ihre Ausbildung in Anbetracht Ihres beruflichen Weges?

Hr Wieske: Ich denke, dass ich sowohl in meiner humanistischen Ausbildung wie auch in meinem technischen Studium eine Vielzahl von Werkzeugen für meinen Weg kennen und nutzen lernen konnte. Vieles ist aber auch mittlerweile in Vergessenheit geraten; vielleicht wartet einiges aber nur geduldig auf eine spätere Verwendung, wer weiß? Jedenfalls bin ich dankbar für die Impulse im Einzelnen, vor allem aber die dadurch für mich notwendig gewordene Integration von humanistischen und technologischen Aspekten. Gegen und nach Ende meines Studiums habe ich mich der Artificial Intelligence gewidmet. Mich da nicht einfach nur von der Faszination beispielsweise mathematischer Logik oder bildverstehender Systeme treiben zu lassen, sondern mich auch Fragen eher humanistischer Tradition wie "Woher kommt der Geist?", "Was können und dürfen wir aus ethischer Sicht?" geöffnet zu haben, hatte seinen Ausgangspunkt in meiner Kombination aus humanistischer und technischer Ausbildung. Die Begeisterung für Artificial Intelligence ist übrigens geblieben und wird gerade wieder mehr. Aber mit meiner stärkeren Öffnung für Themen wie Teamentwicklung oder Führung ohne Weisungsbefugnis als Architekt betreffen mich solche humanistischen Haltungen in der Zusammenarbeit mit anderen heutzutage viel tiefer und persönlicher als die frühere eher theoretische Beschäftigung damit.

Sie haben ca. zur Jahrtausendwende Ihren Schwerpunkt vom Projektmanagement in Richtung Architektur verschoben. Und 10 Jahre später haben Sie - wie Sie selbst es als Kurzfassung Ihres Lebenslaufs beschreiben - den Wechsel von Klassik zu Jazz vollzogen in Anspielung auf Ihre Leidenschaft für Musik.

Hr Wieske: Ja, in der Nachschau bietet sich ein solcher Dreischnitt an. Der Übergang vom Projektmanagement zur Architektur geschah eher schleichend und eigentlich entstand ja damals auch erst die Rolle des Architekten. Viel tiefgreifender und fordernder erlebe ich den Übergang von traditionellen Architekturkonzepten zu modernen Cloud Native Ansätzen. Da wurde und wird so viel aus der klassischen Welt sehr konstruktiv in Frage gestellt und in rasanter Geschwindigkeit neu erfunden auch in ganz anderen Größenordnungen und als Grundlage für neue Geschäftsmodelle. Das begeistert und fasziniert mich. Und als Architekt sehe ich die große Herausforderung, in beiden Welten zu Hause zu sein, in der traditionelleren meiner ersten 10 Jahre ebenso wie auch in den digitalen Welten der letzten 10 Jahre, und Kunden auf ihrem Weg in Digitalisierung, Cloud Native und Artificial Intelligence zu begleiten. Dabei gilt es dann auch ein Zu-Viel oder Zu-Schnell des Neuen zu vermeiden und insbesondere auch von Bestehendem und Erarbeitetem, wertschätzend Abschied zu nehmen. Das Ältere ist oder wird ja nicht einfach falsch oder schlecht, bloß weil es das Neuere gibt. Deswegen ist Change-Management dabei so wichtig.

Können Sie kurz erklären, welches technologische Projekt bzw. Entwicklung, Sie im Laufe Ihrer Berufslaufbahn am stärksten geprägt hat?

Hr Wieske: Da fällt mir ganz schnell die "Einführung einer Digitalen Radiologie" ein. Ich hatte zuvor zwar schon 2 Jahre in einer Intensivabteilung in einem Projekt gearbeitet, aber Radiologie kannte ich nicht von Innen - auch nicht als Patient. Und die technologische Herausforderung dabei ist gewaltig. Eine digitale Radiologie braucht ein schnelles Netz und große Speicher, einfach weil die Bilddaten so groß sind und so lange aufbewahrt werden müssen. Aber die eigentlichen und größeren Herausforderungen waren andere. Bildgebende Verfahren sind im Krankenhaus von so zentraler Bedeutung, dass fast jede Abteilung und viele Mitarbeiter betroffen sind, wenn die Bilder eben gar nicht mehr in die Hand genommen werden kann, sondern nur noch am Rechner angesehen werden können. Da muss man mit den Mitarbeitern tief in die Abläufe eindringen, um zu verstehen, wie viele Rechner benötigt werden, wo die stehen können mit welcher Auslösung und welcher Beleuchtung. Außerdem wird damit auch tief in Hierarchien und Entscheidungen eingegriffen. Normalerweise ist doch Chefarzt/Chefärztin im ärztlichen Kollegenkreis oben und Assistenzarzt/Assistenzärztin unten auf der Leiter. Bei einer Digitalen Radiologie werden aber vielleicht Assistenzarzt/Assistenzärztin im Rahmen ihrer digitalen Sozialisation diejenigen sein, die sich im System am leichtesten zurechtfinden. Damit geschieht in diesem Teilbereich schon so etwas wie eine Umkehr der Hierarchie. Weil viele bzw. alle Abteilungen mitbetroffen sind, wollen natürlich auch viele mitreden. Also entsteht die Frage nach gestuften Gremienkonzepten, damit sich ein solches Projekt nicht in unzähligen Abstimmungsrunden verliert und um sich selbst dreht. Solche Themenstellungen haben sich mir erst langsam und auch nur im Team und im Vertrauen auf die beteiligten Mitarbeiter erschlossen. Dieses Vertrauen in andere und die Einsicht, dass die technische Seite in Projekten natürlich wichtig ist, aber oftmals nur die halbe Miete darstellen, weil die eigentlichen Erfolge zum Einen über weiche Faktoren im Projektteam und zum Anderen über ein sorgfältig und achtsam gestaltetes Umfeld beim späteren Einsatz des Neuen und Anderen erzielt werden.

Viele Ihrer Projekte hatten Pioniercharakter; es gab schlicht keine Materialien oder erprobte Vorgehensweisen zur Orientierung und Sie mussten neue Wege erfinden und einsetzen. Das setzt eine hohe Bereitschaft und Fähigkeit zum Lernen voraus. Wie gehen Sie an die Herausforderungen lebenslangen Lernens heran und haben Sie Tipps für andere?

Hr Wieske: Der Mut zum eigenen Lernen kommt für mich schlicht daher, dass ich mich schon früh und immer wieder dieser Herausforderung gestellt habe. Dabei entsteht dann fast zwangsläufig auch ein Zutrauen in die eigene Lernfähigkeit. Und eine solches grundsätzliches Zutrauen ist schon ein guter Motivator nach der eigentlichen so genannten Ausbildungszeit weiterzumachen und sich diese Bereitschaft und Fähigkeit zu bewahren. Gerade im Zuge meines Einstiegs in Digitalisierung drängte sich mir die Frage danach auf, wie denn eine künftige Arbeitswelt und ein künftiges Arbeitsleben aussehen können oder müssen, damit lebenslangen Lernen gefordert und gefördert wird. Bei der heutigen Schnelllebigkeit ist doch der Zweischritt Lernen und Arbeiten gar nicht mehr durchzuhalten. Ich habe mich immer wieder dafür begeistern können, auch neue Lern- und Lehrformate kennenzulernen. Und das würde ich auch anderen Neugierigen empfehlen. Ruhig neue Themen und Kernformen ausprobieren und sehen, welche davon zum eigenen Naturell passen. So habe ich beispielweise die MOOCs (Massive Open Online Courses) für mich entdeckt und schätzen gelernt. Ich bin zwar anfänglich skeptisch daran gegangen, aber habe dann durchaus gesehen, wie effizient und effektiv dabei Kenntnisse aufgebaut werden können. Vielleicht hilft auch der Schritt zu Seite und man erschließt sich im Hobbybereich neu oder zusätzlich das Spielen eines Musikinstruments. Ich habe vor einigen Jahren Saxophon dazu genommen. Die älteste Teilnehmerin in unserem Kurs war jenseits der 70. Und es gab einige Teilnehmer ohne Notenkenntnisse, die es eigentlich doppelt schwer hatten. Deren Wille zum Saxophon Spielen hat schier unglaubliche Energien freigesetzt, weil die sich über Nacht grafische Griffbilder herausgeschrieben haben, um mit von der Partie sein zu können. Vielleicht ist das ein wichtiger Punkt, in diesem Kurs war keiner zu alt oder hatte zu wenig Vorkenntnisse. Vielleicht ist es an der Zeit solche Klischees zu verlernen.  

Ihre "Jazz-Karriere" läuft jetzt seit etwa 10 Jahren. Steht bald ein weiterer
Wechsel an oder sind Sie angekommen?

Hr Wieske: Das Wortspiel mit Klassik vs. Jazz hat ja mit meinen Klavierspielen zu tun. Die meisten klassischen Klavierspieler haben das Problem, dass ohne Noten nichts geht. Und Jazz-Improvisation zu Lernen war für mich durchaus ein langer Weg des Freischwimmens von der Klassik und das Erlernens neuer Strukturen und des eigenen Zuhörens im Jazz und damit auch einer neuen Weise Klavier zu spielen. Heute finde ich an beidem Gefallen und da stehe ich wohl auch nicht ganz allein. Insofern möchte ich sagen, dass ich angekommen bin. Noch lange ist ja die Digitalisierung nicht abgeschlossen und ich glaube gerade meine beiden Standbeine in klassischer und digitaler Idee prädestinieren mich dafür, noch einige Schritte und Wege zu begleiten. Michael Dell hat einmal gesagt, „The Cloud Isn’t A Place, It’s A Way of Doing IT.” Das bringt ganz vieles auf den Punkt. Ich habe in den letzten 20 Jahren viele Wege des IT-Machens gesehen und gestalten dürfen. Die letzten 10 Jahre mit Ihrem Fokus auf Cloud Computing haben meinen Vorrat an Materialien und Werkzeugen bereichert. Und damit will ich arbeiten. Ich bin angekommen. 

Herr Wieske, ich danke Ihnen für Ihre Zeit und den spannenden Austausch.

 

Daniel Joseph portrait

Practice Lead Germany - Daniel Joseph

Lothar Wieske portrait

Senior IT Architect - Lothar Wieske

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